Generationenwechsel bei der SVP
Parteipräsidium. An der Spitze der Dübendorfer SVP kommt es zum Wechsel. Orlando Wyss, der die Partei während 15 Jahren geprägt hat, übergibt das Präsidium in wesentlich jüngere Hände.
Daniela Schenker
Es war ein Eklat, der Orlando Wyss 1999 ins Amt als Präsidenten der Dübendorfer SVP hob. Seine Vorgängerin Maja Ziörjen hatte kurz zuvor in einem offenen Brief den Führungsstil von Christoph Blocher kritisiert. Das trug ihr einen Misstrauensantrag und schliesslich die Abwahl als Präsidentin ein. Ziörjen kehrte der SVP den Rücken. Sie ist heute Ortspräsidentin der BDP.
«Unbekannte Nummer»
«Als ich das Präsidium übernahm, war ich eine unbekannte Nummer, kaum in der eigenen Partei bekannt», erinnert sich Wyss. 15 Jahre später ist der Name Orlando Wyss untrennbar mit der Dübendorfer SVP verbunden. Seine markigen Worte erfreuen die Sympathisanten und irritieren die Gegner der SVP.
«Seine Art des Politisierens geht in Richtung provokativ», erklärt Gemeinderätin Andrea Kennel, Co-Präsidentin der SP. Sie hofft deshalb, dass sein Nachfolger die Arbeit etwas konstruktiver und diplomatischer angeht.
Tatsache ist: Die SVP hat bereits bei den ersten Wahlen nach Wyss' Amtsantritt als Präsident von neun auf zwölf Gemeinderatssitze zulegen können. Diesen Besitzstand wahrt sie bis heute.
Stets auf der Parteilinie
«Eines der Erfolgsrezepte war sicher, dass wir in diesen 15 Jahren immer auf der Parteilinie politisiert haben. Das hat uns verlässlich gemacht», meint Wyss. Parteiinterne Querelen seien ausgeblieben: «Wir stehen im Wettstreit mit anderen Parteien und bekämpfen linke Vorstösse, nicht die eigene Kantonalpartei.»
Der Grund für seinen Rücktritt sei einfach: «15 Jahre sind genug». 2019 werde die Dübendorfer SVP 100 Jahre alt und länger als er sei niemand Präsident gewesen. Ausserdem will der 61-Jährige vermehrt auf seine Ressourcen achten: «Was Martin Bäumle nicht kann, mache ich; Ämter und Verantwortung abgeben.»
34 Jahre jünger
Wyss' Nachfolger steht bereits so gut wie fest. Einziger Kandidat für das SVP-Präsidium ist bis heute der erst 27-jährige Patrick Walder. «Die Jungen zu fördern, war mir immer ein grosses Anliegen», erklärt Wyss. Auch die Frauen hätte er gerne mehr gefördert: «Aber die wollten das gar nicht.»
Trotz des Generationenwechsels wird der Stil der Dübendorfer SVP auch nach der Parteiversammlung vom 30. April der gleiche bleiben, ist Wyss überzeugt: «Der Wechsel wird geräuschfrei ablaufen und Aussenstehende dürften kaum etwas merken.»
Der designierte Nachfolger Walder will am Kurs seines Vorgängers festhalten. «So ich denn von der Parteiversammlung tatsächlich gewählt werde», hält der Treuhänder fest.
Der Respekt vor der Aufgabe sei sehr gross: «Immerhin hätte ich die Verantwortung für die grösste Partei in der Stadt.» Geht es nach Walder, soll die SVP Dübendorf weiter zulegen, an Mitgliedern und an Wählerstimmen. Wichtig sei ihm, am Parteiprogramm festzuhalten: «Da weiss der Wähler, was er hat.» Er möchte aber intensiver das Gespräch mit anderen Parteien suchen.
Dass sein Alter ein Handicap sein könnte, glaubt der 27-Jährige nicht: «Immerhin politisiere ich seit acht Jahren im Gemeinderat und bin gleich lang Mitglied der Geschäfts und Rechnungsprüfungskommission.» Als Präsident des Kantonalen Komitees «gegen die Masseneinwanderung» habe er eine eigene Kampagne mit eigenen Mitteln geführt und wichtige Erfahrungen bis auf eidgenössische Ebene sammeln können. «Ich bin der Meinung, ich kann das, auch weil ich auf ein gutes Team zählen kann», sagt er.
Wyss neu Fraktionschef
Für Wyss ist der Rücktritt vom Präsidium aber noch lange kein Rücktritt aus der Politik. Anfang Monat wurde er zum Fraktionschef im Gemeinderat gewählt. Ausserdem vertritt Wyss seit fünf Jahren die SVP im Kantonsrat. «Man wird mich also weiter hören», so Wyss.
Dass Wyss neu als SVP-Fraktionschef amtet, ist für Kennel keine erfreuliche Nachricht. «Ein konsensorientiertes und konstruktives Arbeiten wäre für Dübendorf sehr wichtig», findet sie und fügt an: «Aber wir lassen uns von Orlando Wyss gerne positiv überraschen.»